Notizen |
- Deutscher Schauspieler. Paul Dahlke (1904-1984), der Mann aus Pommern, der nie den Tonfall seiner Heimat aus der Stimme verlor, spielte in über zweihundert Film- und Fernsehrollen oft abgründige Biedermänner, Bankiers, Studienräte und war komisch, listig, treuherzig und bewegend wie als von Marianne Hoppe betrogener Ehemann und Buchhalter in Helmut Käutners „Romanze in Moll“ (1943). In den 50er-Jahren war Dahlke mit herzhaftem Lachen aus gepflegten Komödien wie denen von Kurt Hoffmann nicht wegzudenken. Später wandte er sich dem Fernsehen zu. Eine Zusammenfassung seiner Karriere ist die 1966 in Mecklenburg-Vorpommern entstandene Komödie „Die Heiden von Kummerow“, die erste BRD-DDR-Koproduktion. Da ist er der wunderbar lebenspralle, knurrige Pastor Breithaupt, der sein Dorf, die Bauern, die Kinder und Knecht Krischan autoritär, selbstgerecht und so verschmitzt wie verständnisvoll lenkt. Ein Kerl mit Saft und Kraft.
Paul Victor Ernst Dahlke wurde 1904 in Streitz in Pommern geboren, ging in Köslin, Stargard und Dortmund auf die Oberrealschule. 1922 machte er sein Abitur, arbeitete auf der Zeche Dorsfeld und studierte auf der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld. 1924 ging er nach Berlin, studierte Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften und besuchte 1927-29 das Max-Reinhardt-Seminar. Auf Bühnen in Berlin wurde Dahlke von Heinz Hilpert entdeckt, der ihn 1931 ans Deutsche Theater holte, wo er 1934-44 zum Ensemble gehörte. Nach dem Krieg trat Dahlke vor Besatzungstruppen und bis 1953 an den Münchner Kammerspielen und am Staatstheater München auf, danach nur noch in Gastspielen.
Paul Dahlke debütierte 1934 in Hilperts Film „Liebe, Tod und Teufel“ als Gouverneur einer Südseeinsel, war der Ruprecht in der Heinrich-von-Kleist-Verfilmung „Der zerbrochene Krug“ (1937) und spielte neben Hans Albers, Willy Birgel und Zarah Leander (russischer Impresario in „Es war eine rauschende Ballnacht„, 1938). In den 50er-Jahren gehörte er zum Stammpersonal der heiteren Kurt-Hoffmann-Komödien wie die Erich-Kästner-Adaptionen „Das fliegende Klassenzimmer“ (1954, als Studienrat Justus) und „Drei Männer im Schnee“ (1955, als Geheimrat Schlüter), die Thomas-Mann-Verfilmung „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1957, als Professor Kuckuck) und die Curt-Goetz-Adaption „Das Haus in Montevideo“ (1963, als Pastor).
In den 60er-Jahren in wenigen Kinofilmen zu sehen („Heintje - Einmal wird die Sonne wieder scheinen„), wandte sich Dahlke dem Fernsehen zu, spielte Richter, Familienväter und in seiner populärsten Rolle den kauzigen Rheinschiffer in der Serie „MS Franziska“ (1976/78).
Paul Dahlke lebte zuletzt zurückgezogen mit seiner zweiten Frau, Schauspielerin Elfie Gerhard am Grundlsee in der Steiermark, wo er als Maler und Bildhauer tätig war. Er starb in Salzburg. 1958 veröffentlichte er die Memoiren „Heiteres Sternbild“. Paul Dahlke wurde 1966 mit dem Kulturpreis der Pommerschen Landsmannschaft, 1974 mit dem Filmband in Gold für sein langjähriges Wirken im deutschen Film und 1979 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
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